Cornberg

Die Siedlung Cornberg wurde in den Jahren 1938-1941 von der Reichsheimstätte für Arbeiter des Kurhessischen Kupferschieferbergbaues gebaut. Es ist die einzige Neuansiedlung im Altkreis Rotenburg a. d. Fulda seit dem Dreißigjährigen Krieg. Hier finden sich weder die üblichen Fachwerkhäuser noch Bauernhöfe, die sonst überall dominierend sind. Bei der Gestaltung der Häuser hatte man heimischen Sandstein verwendet und bewusst auf Fachwerk verzichtet. Die hellen Reihenhäuser, die sich an den Hang schmiegen, prägen das Ortsbild von Cornberg. Die ursprüngliche Planung sah vor, Cornberg in Stadtgröße zu errichten. Die Kriegseinwirkungen machten jedoch diesen Plan zunichte. Dem unvollendeten, neuen Dorf, das zur Nachbargemeinde Rockensüß gehörte, fehlten noch sämtliche Gemeinschaftseinrichtungen.
In den Jahren 1940 - 1945 wurde Cornberg von Bergleuten aus den verschiedensten europäischen Bergbauregionen bewohnt. Hinzu kamen noch Flüchtlinge aus allen Vertreibungsgebieten.

Am 1. November 1945 wurde die ganze Siedlung Cornberg beschlagnahmt und als Deputierten-Lager (UNRRA - United Nation Relief and Rehabiliation Administration) eingerichtet. Hier fanden 4000 Menschen aus Osteuropa (Ukraine) einen ersten Anlaufpunkt. Hiervon zeugen noch heute alte Grabsteine mit kyrillischen Schriftzeichen. Die Einwohner Cornbergs wurden in die umliegenden Dörfer evakuiert und durften außer ihrer Leibwäsche und ihrem Geschirr nichts mitnehmen.

Als am 1. Juni 1949 die Siedlung Cornberg wieder für die früheren Bewohner freigegeben wurde, glich diese einem Chaos. Die Wohnungen waren fast alle vollkommen demoliert, die Möbel zerschlagen, die sanitären Einrichtungen nicht mehr brauchbar. Nur unter großen Anstrengungen konnte die Siedlung nach und nach wieder in einen menschenwürdigen Zustand versetzt werden. Damals war Cornberg ein Ortsteil der Nachbargemeinde Rockensüß, jedoch mit eigener Verwaltung. Im Jahre 1954 wurde Cornberg eine selbständige Gemeinde.

Ein weiterer Wendepunkt der Geschichte Cornbergs war die Schließung des Kurhessischen Kupferschieferbergbaus in Sontra. Damals fand eine große Abwanderung in die Ballungsgebiete des Ruhrgebietes und der Rhein-Main-Region statt. So kam es, dass in Cornberg im Laufe der Geschichte mehrmals die Bevölkerung gewechselt hat.

In der nähern Umgebung von Cornberg sind Natur und Landschaft auf vielfältige Weise mit dem Abbau von Bodenschätzen verbunden. Schon bei der Planung der Siedlung Cornberg war bekannt, dass der Untergrund von großen Gipsadern durchzogen ist. Im Jahr 1963 zeigten sich größere Erdsenkungen und Erdeinbrüche und zum Teil sogar Risse an einzelnen Gebäuden. Es wurden Kernbohrungen und geoelektrische Messungen durchgeführt, um den Untergrund auf Standfestigkeit hin zu überprüfen. Durch die Hessische Landesregierung wurde beschlossen, die ganze Siedlung mit einem Kostenaufwand von sechs Millionen DM zu sanieren. Alle Versorgungs- und Abwasseranlagen wurden so verlegt, dass kein Wasser in den Untergrund dringen kann, um Auswaschungen und Auslaugungen des leichtlöslichen Gipses zu verhindern. Ein Teil der Mietshäuser, die einst Besitz der Kurhessen Wohnungsbau-Gesellschaft waren, sind mittlerweile in Privateigentum übergegangen. Die ersten Bewohner von Cornberg gründeten 1940 die Siedlergemeinschaft als Interessensvertretung, die bis heute aktiv ist.

Im Jahre 1971 schloss sich im Rahmen der Gemeindegebietsreform die bisher selbständige Gemeinde Rockensüß freiwillig mit der Gemeinde Cornberg zu einer Einheit zusammen. Heute ist der Ort mit rund tausend Einwohnern Mittelpunkt und Verwaltungssitz der Gemeinde Cornberg. Der Kupferschieferbergbau ist genau wie die Geschichte des Ortes im Sandsteinmuseum im Kloster Cornberg sehr anschaulich dargestellt, so dass für Interessierte ein Besuch in jedem Fall lohnenswert ist.